(Jana Hacker Juni 2020) Zum Thema Frauen in der Feuerwehr haben sich zwei Feuerwehrfrauen der Feuerwehr Mosbach Abteilung Neckarelz-Diedesheim bereit erklärt in einem Interview darüber zu sprechen, was bei vielen in der Bevölkerung immer wieder untergeht: Frauen in der Feuerwehr sind ganz normal! Der Frauenanteil in den freiwilligen Feuerwehren deutschlandweit liegt inzwischen zwar bei über 10%, aber nach oben ist dabei noch viel Luft.
Seit wann bist du in der Feuerwehr dabei?
Celine: Ich bin in der Feuerwehr seit 10 Jahren aktiv. Durch meine Familie bin ich allerdings schon seit Geburt bei allen feuerwehrtechnischen Veranstaltungen dabei gewesen.
Kirstin: Ich bin seit Dezember 2018 dabei.
Wieso hast du dich für das Hobby Feuerwehr entschieden?
Celine: Ich war schon als kleines Kind total „Blaulicht begeistert“ und so gab es für mich eigentlich keine andere Alternative als die Feuerwehr, da mich andere Aktivitäten oder Vereine auch nicht interessiert haben.
Kirstin: Durch meinen Freundeskreis habe ich davon gehört und dachte mir, vor allem bei der Jugendfeuerwehr können sie bestimmt ein paar Frauen gut gebrauchen. Durch meine Arbeit (2 Jahre lang nsprechpartnerin für Auszubildende) machte es mir auch schon immer Spaß, Jugendlichen neue Dinge beizubringen.
Haben Feuerwehrfrauen andere Aufgaben als Feuerwehrmänner? (aus Krafttechnischer Sicht)
Celine: Grundsätzlich haben wir Frauen in der Feuerwehr genau die gleichen Aufgaben als die Männer (Sowohl im Einsatz als auch bei Übungen). Es nimmt einem aber keiner übel wenn man sagt das man die Aufgabe alleine nicht hinbekommt, egal ob Mann oder Frau.
Kirstin: Eigentlich sind die Aufgaben genau gleich. Sei es Dinge bereit zu stellen oder anzuschließen etc. Dabei wird nicht zwischen Mann und Frau unterschieden. Nicht in der Ausbildung und nicht im Dienst. Das einzige, bei dem man als Frau an seine Grenzen kommt ist, wenn es sehr schwere Dinge zu heben gibt. Da lässt man den männlichen Kollegen den Vortritt, wenn möglich! Bei den meisten Gegenständen ist das allerdings kein Thema! Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie schwere Aggregate oder große Mengen Ölbindemittel beispielsweise.
Hattest du schon mal das Gefühl, dass…
Du als Frau nicht ernst genommen wurdest?
Celine: Klar gibt es mal den ein oder anderen Spruch den man gesagt bekommt aber das Ganze ist immer auf einer spaßigen Ebene und bis jetzt habe ich meinen Standpunkt vertreten können und wurde dabei auch ernst genommen.
Kirstin: Nein, bei uns in der Wehr kriegt eigentlich jeder sein Fett weg und wir gehen alle freundschaftlich miteinander um. Und wenn es ernst wird, ist der Ton meiner Meinung nach auch für alle KameradInnen gleich!
Du als Frau nicht stark genug sein könntest?
Celine: Es kam tatsächlich schon ein paar Mal vor, dass ich von einem Einsatz nach Hause kam und mir die Frage gestellt habe ob ich auf Dauer gesehen stark genug für die Feuerwehr bin. Diese Überlegungen kamen aber nur zu Stande da ich in dem Moment schlichtweg mit meiner eigenen Leistung unzufrieden war, was als sehr selbstkritischer Mensch wie ich es bin durchaus mal vorkommen kann.
Kirstin: Außer bei körperlichen Grenzsituationen, ist das bisher nicht der Fall gewesen.
Du dich als Frau erst mal beweisen musstest um akzeptiert zu werden?
Celine: Also beweisen musste ich mich nicht. Klar gab es den ein oder anderen etwas skeptischeren Feuerwehrkollegen aber durch meine Kraft, mein Können und meine Schlagfertigkeit konnte ich den Kollegen relativ schnell zeigen, dass man mich zu keiner Zeit unterschätzen sollte.
Kirstin: Da wurde ich wirklich positiv überrascht. Relativ schnell wurde ich gut aufgenommen und offen begrüßt. Ich glaube bei jedem Neuen Mitglied sind die Kameraden erstmal neugierig, wie viel von der Grundausbildung denn hängen geblieben ist, aber ich glaube bei mir war es relativ schnell normal, dass ich jetzt auch mit dabei bin und ich wurde Teil der Gruppe.
Wie finden es deine Freundinnen, dass du in der Feuerwehr bist?
Celine: Die meisten meiner Freunde begleiten mich von klein auf, kennen meine Familie und wussten dadurch eigentlich relativ schnell, dass auch ich zur Feuerwehr gehen werde. Der Rest meiner Freunde bewundert mich dafür, dass ich sowohl in der Feuerwehr aktiv bin als auch im Rettungsdienst arbeite, da sie dies nicht könnten wie sie mir des Öfteren sagen.
Kirstin: Das reicht wirklich von ‚lustig‘ bis hin zu ‚aha, okay‘. Die einen finden es richtig toll und stellen immer gerne interessiert fragen, die anderen akzeptieren es und verstehen es vielleicht nicht ganz.
Würdest du dir wünschen, dass mehr Frauen in der Feuerwehr tätig werden?
Celine: Tatsächlich würde ich es mir sogar sehr wünschen, da viele Menschen doch noch sehr eingenommen sind von einem veralteten Bild der Feuerwehr und deshalb denken, dass die Feuerwehr nicht für Frauen ist.
Kirstin: Ja, immer gerne! Allerdings kommt es mir eher auf das Interesse und die Motivation an, als aufs Geschlecht meiner KameradInnen. Wenn jemand keine Lust hat, finde ich es bei Männern und Frauen gleichermaßen gefährlich, in der Feuerwehr zu sein. Ich bin allerdings auch froh, dass ich einige richtig tolle Frauen bei mir in der Feuerwehr habe, die ich so vielleicht nicht mal kennen gelernt hätte.
Was ist deiner Meinung nach eine gute Möglichkeit um mehr Frauen für die Feuerwehr zu motivieren?
Celine: Frauen darauf aufmerksam zu machen, dass man als Frau sehr wohl auch Karriere in der Feuerwehr machen kann und es so manchem Feuerwehrmann so richtig zeigen kann. Eventuell wäre mehr Werbung mit Feuerwehrfrauen auch eine gute Möglichkeit anderen Frauen die Feuerwehr ebenfalls empfehlenswert zu machen.
Kirstin: Man müsste es bekannter machen, dass auch Frauen nicht nur geduldet sondern auch erwünscht sind! Sobald man die Gruppe kennen gelernt hat, weiß man einfach, was man an der Feuerwehr hat. Bis dahin, gilt es erstmal die ersten ‚Hürden‘ zu überwinden und sich zu trauen, vorbei zu gehen. Auch ich habe einen guten Freund erstmal im Vertrauen gefragt, ob das wirklich in Ordnung ist, wenn ich mir die Feuerwehr mal ansehe. Er war direkt begeistert und hat mich mitgenommen. Alleine wäre mir das einfach seltsam vorgekommen. Ich denke es muss einfach bekannter werden, dass wir Feuerwehrfrauen die Männer sehr gut ergänzen! Sei es in ernsten Situationen oder auch mal beim klassischen Pflaster-Aufkleben in der Jugendfeuerwehr, bis hin zum Spiele ausdenken oder Weihnachtsplätzchen backen mit den Kids!
Hast du noch Tipps für Frauen die sich überlegen in die Feuerwehr zu gehen?
Celine: Einfach machen! Man kann nie wissen ob es etwas für einen ist ohne es nicht probiert zu haben.
Kirstin: Traut euch, kommt vorbei, stellt euch vor. Wir beißen nicht, wirklich, versprochen.
Hast du ein Ziel wie hoch du auf der Feuerwehr-Karriereleiter klettern willst? Welche Ausbildungen hast du bereits und welche stehen als nächstes an?
Celine: Also bisher habe ich meinen Truppmann- und meine Atemschutzgeräteträgerlehrgang erfolgreich absolviert. Nächstes Jahr mit 21 würde ich gerne den Maschinisten machen und dann mal schauen wie weit ich auf der Karriereleiter noch nach oben klettern will. Nach oben gibt es für mich Stand heute noch keine Grenzen.
Kirstin: An sich gefällt es mir sehr gut, wo ich bin. Ich möchte eher noch weitere Wissens-Ausbildungen machen. Beispielsweise bin ich für den Atemschutz angemeldet und erwerbe im Dienst gerade nach und nach meinen Truppmann 2. Im Sommer wollten wir eigentlich das Bronze-Abzeichen machen. Das wird wohl dieses Jahr leider nichts, ich hoffe aber trotzdem, dass ich dieses noch machen kann!